Der Weg der Zertifizierung war geprägt von grossen Schritten, engagierten Diskussionen und vielen ersten Malen. Es war verhältnismässig leicht und dankbar, Neuerungen einzuführen, sei dies bei der Abfallvermeidung, im Menuplan an Anlässen, in der Schulgartenanlage, bei der Anpassung der Klassenlagerkonzepte oder dem Verzicht, mit dem Flugzeug zu reisen. Unterrichtssequenzen in verschiedenen Fächern, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit bereits seit Jahren beschäftigen, waren ebenfalls rasch in Listen gesammelt. Engagierte Schülerinnen und Schüler formierten sich zum Klimarat der KBW und lancierten erste Events und Aktionen. Die Teilhabe und das Engagement waren sicht- und spürbar. Die Zertifizierungsfeier markierte einen Meilenstein und wurde in einem würdigen Rahmen begangen.
Ich würde nicht gerade von einer Katerstimmung sprechen, aber die erste Verliebtheitsphase ist vorbei.
Eine gewisse Routine schleicht sich ein, eine neue Normalität hat begonnen. Der Klimarat musste lernen, sich personell zu erneuern, da jedes Jahr engagierte Schüler/innen ihren Abschluss machen und die KBW verlassen, und damit geht Wissen und Erfahrung verloren. Und ja, grundsätzlich sind Premieren und ausserordentliche Ereignisse im Klimaschule-Alltag seltener geworden.
Doch es gibt sie nach wie vor, hier zwei Beispiele.
Die Premiere: Seit diesem Semester wird in der HMS das Fach Klimaökonomik unterrichtet, interdisziplinär und projektorientiert, konzipiert von Lehrpersonen aus den Fachschaften Geografie und WR.
Das Ausserordentliche: Für den Klimatag der Stadt Winterthur hat der Klimarat der KBW ein kreatives Dosenwerfspiel geplant und durchgeführt. Das Resultat waren viele glückliche Kinder und zufriedene Projektbeteiligte.
Ich bin jedoch auch davon überzeugt, dass Routine und Wiederholungen wichtige Bestandteile der Klimaschule sind. Vor den Sommerferien fand zum Beispiel der zweite Klimatag der KBW statt. Dieser Anlass mit knapp 30 Workshops und einer Klassenchallenge darf im Curriculum der Schule nicht mehr fehlen. Auch die Prämierung von ausserordentlichen Maturitätsarbeiten im Bereich Nachhaltigkeit ist ein fixer Bestandteil der jährlichen Maturfeier. Und wichtig ist auch die Wertschätzung der «leisen» und konstanten Beiträge im Unterricht, der Aktionen des Klimarats, der ökologischen Verbesserungen im Betrieb durch den Hausdienst oder der neusten Literatur zum Thema Nachhaltigkeit, die die Mediothekarinnen bereithalten. Ich wünsche mir für die nächsten sieben Jahre, dass wir die neue Normalität schätzen, neue Herausforderungen angehen und kritisch in der Routine bleiben. Eine Premiere würde mich allerdings doch sehr freuen: Wenn im nächsten Frühling die Alpensegler in die Nistkästen auf dem B-Gebäude einzögen.
Martina Straub, Prorektorin